Bauteilbörse als Chance für die Kreislaufwirtschaft Landkreis Goslar?

Eine Projektidee der Kreislaufwirtschaft Landkreis Goslar ist eine Baustoffbörse. Ziel ist es, Baustoffe bspw. beim Abriss von Gebäuden für die Wiederverwendung bereitzustellen. Gerade in Städten mit historischem Gebäudebestand, wie Goslar, kann dies von besonderem Interesse sein.

Um aus der Praxis zu lernen, haben Angelika Lucht, Projektmitarbeiterin der Kreislaufwirtschaft Goslar, und Allison Höft, Klimaschutzmanagerin Landkreis Goslar, vor kurzem die Bauteilbörse Hannover besucht. Der Kontakt zu Gert Schmidt, einem der Hauptakteure der Bauteilbörse, hatte sich bei der Teilnahme an dem Workshop „Starke“ Bauteilbörsen Deutschlands in Bremen Anfang Juni ergeben.

Im Gespräch wurde sehr detailliert die Arbeit des ehrenamtlichen Projekts beschrieben. Die Börse ist seit 2006 in einem Jugendzentrum Nähe Ihme-Zentrum, einer ehemaligen LKW-Reparaturhalle der Stadt, angesiedelt. Sie ist Teil des Glocksee Bauhaus e.V.. Die Miete der Halle trägt die Stadt Hannover. Der Verkauf findet vorzugsweise über Internet (Bauteilkatalog), ebay Kleinanzeigen und vor Ort statt. Die Bauteilbörse allein macht einen wirtschaftlichen Betrieb nicht möglich. Zusätzlich wird Geld eingenommen durch Nachhaltigkeitsberatung, Projekte und Fördermittel (bspw. Sparkasse, Bingo-Stiftung, Accor).

Ohne Kooperationen und viel Ehrenamt wäre dieses Angebot nicht umzusetzen. Hauptteil der Arbeit ist die Lagerhaltung, ein kleiner Teil die Büroarbeit. Dank eines gewachsenen Netzwerks mit IHK, Architekten, Abfallunternehmen, Uni und Stadt ergeben sich immer wieder Synergien und Projekte. Immer wieder neue Ansätze und Kooperationen halten die Initiative am Leben.

Zur Analyse von Bauteilen vor Ort wäre ein Metallanalysekoffer, mit dem man per preisgünstigem Schnelltest Bauteile analysieren kann, sehr hilfreich. Damit würden das teure und langwierige Einsenden von Proben entfallen. Um die Gewährleistungsfragen zu umgehen, nimmt Herr Schmidt Bauteile, die gerettet werden sollen, vor Ort (dort wo sie noch sind) auf, stellt sie in sein Netzwerk ein und „verschenkt“ sie. Wenn z.B. gerade eine Treppe, eine innenliegende Klinkermauer o.ä. abgebrochen werden soll, stellt er nur den Kontakt her und verschenkt sie gegen eine Spende, was von Gewährleistungsansprüchen befreit.

In Summe war der Besuch sehr erkenntnis- und hilfreich für die weiteren Überlegungen der Projektarbeitsgruppe. Die wesentlichen Punkte für die weitere Planung sind:

  • Es braucht ein maßgeschneidertes Konzept, bezogen auf den Landkreis Goslar, z.B. mit einem Schwerpunkt auf historischen Bauteilen.
  • Für die Umsetzung sind viel ehrenamtliches Engagement und starke Netzwerke erforderlich.
  • Es braucht mindestens 2-3 Akteure, die sich besonders engagieren und die Hauptverantwortung tragen.
  • Zusammenarbeit mit anderen Börsen und bereits existierenden Initiativen ist unumgänglich.
  • Um eine Bauteilbörse wirtschaftlich zu betreiben, sind mehrere Geschäftsfelder wie Kurse, Beratungen und Einzelprojekte zusätzlich zum Teileverkauf notwendig.

Sie finden das Thema spannend und möchten sich engagieren? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Die Kreislaufwirtschaft Landkreis Goslar ist ein Gemeinschaftsprojekt und lebt von der Unterstützung eines jeden Einzelnen.